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Bärtierchen

(Tardigrada)

3 Klassen

Eutardigrada

Heterotardigrada

Mesotardigrada

Bärtierchen

Die nächste Umgebung steckt voller Überraschungen. Wer denkt schon, dass es vor jeder Haustür gehörig bärt. Klar, es handelt sich nicht um Braunbären, sondern um winzige Tiere,
die Bärtierchen (water bears), die ihren Namen wegen ihres schwerfälligen Bewegungsmusters und ihrer gedrungenen Körperform erhalten haben.
Die Bärtierchen (Tardigrada) bilden einen eigenen Stamm im Tierreich, sind aber nicht so polulär wie der Stamm der Anneliden (Ringelwürmer) oder der Stamm der Arthropoden (Gliederfüßer
wie Insekten oder Krebse).
Tardigrada leben im marinen und limnischen Sandlückensystem, auf verrottenden Wasserpflanzen und in dichten Moospolstern, mit Vorliebe in jenen, die Kalkgestein bedecken.
Will man die winzigen Bärtierchen (max. 1,2 mm lang) unter dem Mikroskop beobachten, so wird man keinen Erfolg haben, wenn man ganze Moospolster unter die Stereolupe legt: Man findet
sie nicht. Wir legen dazu einen Moospolster verkehrt in eine mit Wasser gefüllte Petrischale. Nach einigen Stunden nehmen wir das Moos heraus und fahnden nach den kleinen Stramplern im
Wasser. Zur Beobachtung übertragen wir den „Bären“ mit einer Pipette auf einen Objektträger mit Hohlschliff, damit wir sie nicht mit dem Deckglas zerquetschen.
Obwohl die meisten Exemplare sich andauernd bewegen und dadurch das Studium erschweren, wirst du dennoch folgende Charakteristika erkennen:
Walzenförmiger Körper, der von einer Cuticula begrenzt wird,
4 Laufbeinpaare mit Krallen,
den Buccalapparat (Mund, Stilette und Pharynx),
Oesophagus und den meist prall gefüllten Mitteldarm,
Muskelstränge,
frei flottierende Speicherzellen.

Die tapsige Fortbewegung funktioniert einfach: Zuerst kontrahieren die Muskeln und ziehen das Bein ein, dann wird es durch den Innendruck wieder passiv gestreckt.
Am interessantesten ist sicherlich der Buccalapparat. Die kalkhaltigen Stilette dienen zum Anstechen von Moosblättchen deren Saft dann aufgenommen wird. Bärtierchen sind, was die
Kost betrifft, nicht sehr wählerisch. Sie fallen auch über Mitbewohner der Moospolster her: Rädertiere, Nematoden (Fadenwürmer), Enchyträen (Ringelwürmer) und auch Artgenossen.
Als Saugpumpe dient der kräftige, muskulöse Pharynx, der mit Leisten (Placoide) verstärkt ist.
Tardigrada sind sehr zähe Burschen bzw. Mädels (sie sind getrennt geschlechtlich). Sie leben in dem feinen Wasserfilm zwischen den Moosblättchen. Trocknet das Moos aus, dann gehen
sie in den Zustand der Anhydrobiose und verharren so bis zum nächsten Wassereintrag. Tiefe Temperaturen stören sie nicht. Sie überleben jede vorübergehende „Eiszeit“ und tauen einfach
wieder auf. In einem Versuch überlebte ein Bärtierchen sogar -272°C! Mit der Hitze verhält es sich ähnlich (+ 96°C wurden eine halbe Stunde lang ertragen). Es wundert nicht, dass sie auch
eine sehr hohe Dosis an Röntgenstrahlen überstehen.